Freitag, 28. Februar 2014

Wie die Dinge wachsen

Hey ihr Lieben,
Ich weiß, dass ich euch sehr lange habe warten lassen. Nun beginnt bei euch schon der Frühling, worum ich euch ein bisschen beneide. Schließlich ist die Jahreszeit des Wachsens meine Liebste. Aber auch hier steht die Natur nicht still. Nach anhaltenden Buschbränden sprießen wie kleine Phönixe aus der Asche wundersamerweise wieder grüne Pflänzchen . Bald kommt die Mangosaison nach Nkwanta und die Regenzeit schickt kleine nieselnde Vorboten, die den Harmattan vertreiben.
Ich genieße meine Zeit hier noch immer und es sind wieder einige erzählenswerte Dinge passiert.
Schon etwas zurückliegend sind die Weihnachts- und Silvesterfeiertage, die wir mit Freunden hier oben in Nkwanta verbracht haben.
An Weihnachten haben wir gemeinsam den ganzen Tag fleißig den Abend vorbereitet, ein Schwein geschlachtet und sind dann in die Kirche gegangen. Der Gottesdienst hat drei Stunden gedauert und war nicht eine Sekunde lang langweilig. Untergebracht in einem halb fertiggestellten Gebäude haben wir mit vorwiegend jüngeren Leuten getanzt, gesungen, Bibellesungen zugehört und die Ehre erhalten "Stille Nacht" vortragen zu dürfen. Insgesamt eine wirklich berührende und schöne Veranstaltung, die in uns allen tatsächlich die bis dahin nicht wirklich vorhandene Weihnachtsstimmung geweckt hat. Um Mitternacht haben wir dann bei uns ein Festmahl genossen und anschließend saßen wir bei Kerzenschein bis um fünf Uhr unter unserer Weihnachtspalme und haben uns beschenkt und unterhalten.
Die Ghanaer selbst feiern Weihnachten ja kaum so, wie wir es kennen. Für unsere Nachbarskinder war es jedoch schon ein ganz besonderes Geschenk, einfach einen Tag lang keine Pflichten zu haben, nicht zur Schule gehen, auf der Farm arbeiten oder Wasser holen zu müssen. Und so haben wir mit ihnen gemütlich Kakao und Kekse genossen und später die selbst erlegten Steaks gegrillt. Es war wirklich schön, die Kinder einmal so befreit und entspannt zu erleben. Sie sind rumgetanzt, haben sich wegen jeder Kleinigkeit gekringelt vor Lachen, waren frech - so wie Kinder eben sein sollten.
Am 27. haben wir dann mit unseren Besuchern eine sehr lustige und halsbrecherische Fahrt auf einem Motorrad mit Anhänger unternommen und das hängende Dorf Shiare, das an einer Bergwand erbaut ist, besucht. Die Bewohner waren leider nicht sehr erfreut über uns Touristen, was ich ihnen jedoch nicht verübeln kann. Ich glaube, ich fände es auch ein wenig seltsam, wenn plötzlich ungefragt Fremde in unserem Garten stünden, um die Apfelbäume zu bestaunen...
An Silvester waren dann andere Freiwillige da, die wir teilweise noch nicht kannten, sodass die Stimmung nicht ganz so vertraut war, aber trotzdem sehr nett.
Anfang Januar ging es dann in Accra mal wieder auf Visumjagd. Ghana mag ja viele nette Seiten haben. Das Immigration Office gehört definitiv nicht dazu. Zum Glück haben wir nun (angeblich...) alles geschafft.
Zurück in Nkwanta wurden hier gerade die Exams geschrieben, sodass Magda und ich mit Kindern unterschiedlicher anderer Schulen den Kyabobo National Park besuchen konnten. Die Natur ist eigentlich echt schön, mit tollen Bergpanoramen, Wasserfällen, Schmetterlingen und exotischen Pflanzen. Leider hielten die Ghanaer nicht so viel vom gemütlichen Wandern, sodass die Tour eher einem Ausdauer-Bergehochundrunterrennen-programm glich, aber ein bisschen Sport ist ja auch mal nicht schlecht ;-)
Kurz darauf ging es dann für mich schon wieder nach Accra, um meine Mutter in Empfang zu nehmen. Ich werde ihren Besuch an dieser Stelle nicht weiter ausführen, weil ich sie gebeten habe, ihn doch aus ihrer Sicht zu beschreiben. Das heißt, ich werde den Bericht in einem Extrapost sozusagen als Gastbeitrag veröffentlichen.
Die erste Februarhälfte lag ich fast durchgehend flach und dann stand mit drei Freunden von Magda schon der nächste Besuch an. Da ich mich mit ihnen auch ganz gut verstanden habe und wir im Projekt zurzeit kaum etwas zu tun haben, bin ich spontan mit ihnen Reisen gegangen.
Leider bereitete mir mein Magen immer noch ziemlich Probleme, sodass ich am letzten Tag in Accra ins deutsche Krankenhaus gegangen bin, wo zwar nichts herausgefunden wurde, mir aber versuchsweise ein bunter Medikamentencocktail verschrieben wurde, den ich in Hoffnung auf Besserung nun fleißig snacke.
Im kommenden Monat warten jetzt schließlich schon wieder einige Highlights auf mich. Nächste Woche ein Beachfestival, dann das Zwischenseminar mit Freiwilligen einer anderen Organisation, die wir schon kennen. Und danach kommt meine Schwester für drei Wochen zu Besuch. Außerdem habe ich nun inoffiziell die Zusage, dass ich hier im Krankenhaus aushelfen darf, sodass ich auch in der Zeit hier im Projekt wieder mehr Aufgaben habe, denn unsere Schule ist langsam so gut mit Lehrern bestückt, dass unsere Hilfe immer weniger benötigt wird.
So, das war es nun erstmal mit Neuigkeiten von mir.
Zum Schluss würde ich gerne noch ein bisschen unnützes Wissen der Pflanzenkunde mit euch teilen:
1. Mangos hängen in "Schnüren" von Bäumen und sehen dabei aus wie Lampions.
2. Ananasse (Ananesen?) wachsen wie Königinnen auf ihrem Thron in der Mitte kleiner Palmen, die nur zweimal pro Jahr eine Frucht werfen.
3. Kakaofrüchte wachsen direkt an der Rinde und verbrennen schnell beim Rösten.
4. Cashewkerne hängen unten an kleinen Früchten, die angeblich auch essbar sind, jedoch pelzige Zungen verursachen, nicht mit Zucker oder Milch verzehrt werden dürfen und stinken. (Ich habe sie nicht gegessen, bekomme aber seit einiger Zeit leider ständig volle Tüten geschenkt, seit ich meine Freude über einen Cashewbaum geäußert habe.)

Allerliebste Grüße,
Eure Léonie

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen